Wir leben in einer Zeit, in der die medizinische Spezialisierung immer weiter voranschreitet.  Nahezu für jedes Organ, jedes Körperteil gibt es Spezialisten.  Sicher ist es gut, wenn man sich ganz auf ein Thema konzentrieren kann. Aber wir müssen uns auch die Frage stellen, ob wir einem Menschen gerecht werden, wenn wir ein Organ isoliert betrachten.  Schließlich funktionieren unsere Organe nicht unabhängig voneinander. Sie sind nicht wie „Schubladen“, die man beliebig herausziehen kann. 
Im Wunderwerk unseres Körpers findet ein reger Austausch statt. Da wird gemessen, reguliert, gegenreguliert, hoch- und heruntergefahren – wie es die Situation gerade erfordert. In besonderem Maße gilt für das Herz und die Nieren.  Über Hormone und   das autonome Nervensystem wird ein intensiver Dialog geführt, den Experten als „Cross-Talk“ bezeichnen. Hormone sind Stoffe, die  bei Bedarf aus Drüsen in die Blutbahn ausgeschüttet werden, und Veränderungen im Stoffwechsel und an Organen bewirken. 
Autonom nennen wir den Teil unseres Nervensystems, über den wir keine willkürliche Kontrolle haben.  Wir alle kennen die Situationen, in denen Schrecken oder Ärger unseren Blutdruck ändern. Diese  „Verzahnung“, diese vielfältigen Einflüsse und Wechselbeziehungen haben eine Licht- und Schattenseite. 

Zusammenspiel beider Organe

In Gesundheit greifen sie perfekt ineinander und sorgen für eine optimale Abstimmung von  Blutdruck, Ausscheidung und vielen anderen Funktionen, die wir gar nicht wahrnehmen. Erkrankt jedoch eines der Organe, so läuft das andere Gefahr, auch geschädigt zu werden. 
Herzkranke haben ein erhöhtes Risiko, eine Nierenschädigung zu entwickeln. Nierenkranke haben ein erhöhtes Risiko, eine Herzschädigung zu entwickeln. 

In diesem Fall, wenn Herz- und Nierenkrankheit einander bedingen, spricht man von einem kardiorenalen Syndrom, das sogar eine eigene Klassifikation hat. 

Mechanismus der Schädigungakut    chronisch
Herzinsuffizienz als Ursache für Nierenversagen, „kardiorenal“ Typ 1 Typ 2
Nierenversagen als Ursache für Herzinsuffizienz, „renokardial“Typ 3  Typ 4
Systemische Ursachen: schwere Infektionen,       Autoimmunkrankheiten, Zuckerkrankheit    Typ 5     


Natürlich gibt es auch viele andere Ursachen von Herz- und Nierenerkrankungen.
Bei den Ursachen der Nierenschädigung muß zwischen denen des akuten und chronischen Nierenversagens unterschieden werden.  
„Akut“  hat in diesem Zusammenhang zwei Bedeutungen.  Erstens heißt es „schnell aufgetreten“, zweitens „möglicherweise umkehrbar“ oder in der Fachsprache „potentiell reversibel“, d.h. die Nierenfunktion kann im Idealfall wieder dahin zurückgeführt werden, wo sie vor der Erkrankung war. 

„Chronisch“ bedeutet, daß die Nierenfunktionseinschränkung dauerhaft ist, weil bereits funktionstragendes Gewebe untergegangen ist. Bei den Ursachen stehen die „Volkskrankheiten“ an erster Stelle.
Umso wichtiger ist eine sorgfältige Diagnostik  und eine gemeinsame Abstimmung der Therapie. Wir bieten im Bereich der Kardiologie und Nephrologie alle diagnostischen Verfahren eines modernen Akutkrankhenhauses an. 

Ursachen des akuten Nierenversagens

Mechanismus:

Erkrankungen:

prärenal („vor den Nieren“)

Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Infektionen
Flüssigkeitsmangel
Blutungen
Lebererkrankungen

intrarenal („in den Nieren selbst“)

Autoimmunerkrankungen
Bestimmte Blutkrankheiten
Untergang von Nierengewebe nach Minderdurchblutung
Arzneimittelunverträglichkeit
Eiweißspeichererkrankungen

Postrenal („nach den Nieren“)

Vergrößerung der Vorsteherdrüse (Prostata)
Steinleiden der Harnwege
Tumoren im Bereich der Harnwege

Check potentieller Probleme

 

Bei Herz- und Nierenkrankheiten und deren Therapien müssen folgende Dinge besonders beachtet werden, weil es in ihnen zu Problemen kommen kann: 

  • Trinkmenge
  • Sollgewicht
  • Ausscheidung
  • Blutdruck
  • Blutsalze  („Elektrolyte“)
  • Säure-Basen-Haushalt
  • Auswahl der geeigneten Medikamente
  • Medikamentendosierungen


Die therapeutischen Möglichkeiten haben sich während der letzten Jahre durch Entwicklungen im Bereich der Pharmakologie und Medikamente erweitert.
Sie umfassen mehrere Bereiche:

  1. Änderungen der Lebensführung (z.B. Trinkmenge,  Nahrung, körperliche Betätigung)
  2. Therapie der Grundkrankheit (z.B. Einstellung von Zuckerkrankheit, Behandlung von Autoimmunerkrankungen)
  3. Gabe von oder Verzicht auf bestimmte Medikamente;
  4. Eingriffe (z.B. Herzkatheteruntersuchung, Schrittmacheranlagen, Blutreinigungsverfahren).

Denn die engen Beziehungen der beiden Organsysteme setzen sich auch in der Therapie fort. Jede Maßnahme betrifft sowohl die Herz-  wie auch die Nierenfunktion. 
Deshalb ist es wichtig, daß im Gespräch zwischen Patient und mehreren Experten  ein gemeinsames Vorgehen erarbeitet wird. Diese Abstimmung beugt Mißverständnissen vor, faßt möglicherweise auftretende typische Probleme ins Auge und erleichtert damit auch die Behandlung nach der Entlassung durch verschiedene Disziplinen.  

Auf Wunsch besteht auch die Möglichkeit,  Kontrolltermine nach der Entlassung zu vereinbaren. Unser Ziel ist es, durch das Zusammenwirken zweier Fachbereiche, die Patientenversorgung zu verbessern.
 

Kontakt:

Petrus-Krankenhaus

Kardiorenales Zentrum am Petrus-Krankenhaus

Klinik für Nephrologie
Chefarzt Dr. Oliver-Scott Grebe
Telefon 0202 299-2562
E-Mail nephrologie.kh-petrus(at)cellitinnen.de

Klinik für Kardiologie und Rhythmologie
Chefarzt Dr. Jan-Erik Gülker
Telefon 0202 299-2674
E-Mail kardiologie.kh-petrus(at)cellitinnen.de

 

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